Bei Fred, dem Neandertaler haben wir gesehen, warum unser Körper auf Stress reagiert mit
erhöhtem Herzschlag
erhöhtem Blutdruck
erhöhter Muskelspannung
und flacher, schneller Atmung
Von all diesen Reaktionen können wir nur eine bewusst verändern: Den Atem
Hier liegt die Chance:
Wenn es uns gelingt, unseren Atem in einen ruhigen und tiefen Rhythmus zu bringen, überlisten wir quasi unser Neandertaler-Hirn:
Der ruhige Atem suggeriert „keine Gefahr“. Also schaltet auch unser Neandertaler-Hirn auf „Entspannung“. Darüber können auch die anderen Körperreaktionen wieder herunterfahren. Der Atem ist also auch in dieser Richtung ein Wechselwirkungswunder.
Dazu braucht es einen kleinen anatomischen Exkurs.
Stell dir die Lunge als einen Blasebalg vor: Sie saugt sich voll Luft, wenn das, was sie umgibt, sich weitet. Das ist der Brustkorb, der nach oben und außen von den Rippen umschlossen wird. Nach unten hin begrenzt diesen Blasebalg das Zwerchfell. Das Zwerchfell ist ein Muskel, der wie ein zwischen den unteren Rippen aufgespanntes Zirkuszelt unseren Leib in „oben“ (also den Brustraum mit Lunge und Herz) und „unten“ (den Bauchraum mit allen anderen Organen) trennt.
Der „Blasebalg Brustkorb“ hat also verschiedene Möglichkeiten, Unterdruck im Brustraum zu erzeugen und so Luft in die Lunge zu ziehen:
Einerseits durch die Bewegung der Rippen zur Seite und nach oben
Andererseits durch die Anspannung des Muskels Zwerchfell: Wenn sich das Zwerchfell anspannt, also kürzer wird, vergrößert sich der Brustkorb nach unten.
Nun ist dir vielleicht schon bildlich klar, dass eine Bewegung der Rippen nicht so wahnsinnig groß sein kann. Ein gut trainiertes Zwerchfell dagegen hat die Kraft, das Volumen im Brustkorb deutlich zu vergrößern, entsprechend auch das Vakuum zu erhöhen. Eine Voraussetzung dafür ist, dass alles, was „unten“ ist, also sämtliche Organe im Bauchraum, irgendwohin muss. Die ganz natürliche Ausweichrichtung ist nach vorne. Das ist es, was die Bauchatmung ausmacht. Nicht die Luft geht in den Bauch, sondern die Organe machen Platz, damit in der Lunge für die Luft viel Platz ist.
Dies macht also den Unterschied zwischen Brust- und Bauchatmung aus.
In Ruhe reicht uns meistens der Sauerstoff, der durch die Brustatmung gewonnen werden kann. Wer sich regelmäßig körperlich betätigt, sei es berufsmäßig oder durch Sport, der trainiert so schon sein Zwerchfell und atmet mehr „in den Bauch“.
Wenn allerdings das Zwerchfell kaum genutzt wird - oder auch an seiner Arbeit gehindert wird durch eine schlechte Haltung oder ständig zu enge Kleidung, so kann das die verschiedensten Auswirkungen haben. Wir kommen leicht außer Atem, flüssiges Sprechen fällt schwer. Auch die Verdauung leidet, und sogar Auswirkungen auf die Psyche sind möglich.
Deshalb ist es wichtig, Die Bauchatmung zu ermöglichen und auch zu üben.
Der Weg der Atemluft durch die Nase ist wesentlich länger. Auf diesem Weg passiert folgendes:
Die Luft wird gefiltert, sie wird angefeuchtet und sie wird auf Körpertemperatur gebracht.
Drei Gründe, die die Luft für die Lunge wesentlich „bekömmlicher“ machen und schon sehr für die Einatmung durch die Nase sprechen.
Aber es geht noch weiter:
Über die Nase riechen wir. Dies ist auch ein Frühwarnsystem, denn wenn wir auf diese Art und Weise merken, dass irgendetwas „stinkt“, also gefährlich sein kann, werden wir reagieren.
Und: Wenn wir durch die Nase einatmen, ist der Widerstand größer. Das heißt, dass die gesamte Einatemmuskulatur, allem voran das Zwerchfell mehr gefordert ist, also auch trainiert wird.
Es ist also sinnvoll, durch die Nase einzuatmen. Ich spreche hier von der Ruheatmung. Bei körperlicher Anstrengung, aber auch beim Sprechen verändert sich das natürlich. Das Ausatmen durch den Mund hingegen ist unbedenklich. Bei manchen Atemübungen setzen wir das auch bewusst sein.